Veranstaltung des Förderkreises Mindelheimer Museen e. V. 19.03.2025
Historische Filme aus Mindelheim
Der vorgesehene Vortrag von Stadtarchivar Andreas Steigerwald MA, über „Krisen, Klima, Katastrophen – Unruhige Zeiten in Mindelheim und Umgebung“ musste kurzfristig wegen der Erkrankung des Referenten umgestellt werden. Glücklicherweise hatte Mitglied Johannes Schalper 2 DVDs dabei. Es handelte sich um historischen Filmaufnahmen aus Mindelheim aus den Jahren 1939 bis 1951 In Windeseile wurde dank der Museumsleiterin Friederike Haber MA, die Veranstaltung vom Museumspädagogischen Raum im Textilmuseum in den Filmraum im Krippenmuseum verlegt.
Der Gobelinsaal - als in den Zeitungen angekündigter Veranstaltungsraum - ist für Vorträge derzeit nicht nutzbar. Er ist durch Projektions- und Lichtinstallationen der Studentinnen der Uni Augsburg im Rahmen der Ausstellung „Aufgemischt“ mit deren neuen Interpretationen zu den Werken Hilda Sandtners belegt.
Im Filmraum des Krippenmuseums konnten nun über den Großbildschirm die auf der DVD enthaltenen verschiedenen historischen Filme gezeigt werden. Johann Schalper kommentierte und erläuterte die Filmteile mit erstaunlichem Personengedächtnis. Neben den reinen Familienaufnahmen mit der Entwicklung der Kinder vom Baby zu Schulkindern und Erwachsenen , der Teilnahme der Väter in den Kriegsjahren entstand dank der Kommentierung von Herrn Schalper ein einmaliges historisches Bild der Stadt Mindelheim und der damaligen Situation für die beteiligten Familien. Die Vortragsbesucher erhielten dank der historischen Filmaufnahmen eine Vorstellung der familiären Lebenssituationen von der Geburt über Taufe, Kommunion, Firmung, Heirat bis zum Begräbnis auf dem Mindelheimer Friedhof. Auch die Abläufe bei einer Beerdigung von der Abholung des Sarges im Haus mit Pfarrer und Ministranten, der Transport mit dem historischen Leichenwagen und die hohe Beteiligung der Bürger bei der Beisetzung sorgten für Erstaunen. Die Stadtansichten von Mindelheim, die im Hintergrund der Aufnahmen zu sehen waren, fanden das lebhafte Interesse der Veranstaltungsteilnehmer. Diese hatten jene Zeiten nicht oder nur teilweise erlebt. Mit besonderer Aufmerksamkeit registrierten sie die Veränderungen im Lauf der Jahre im Stadtbild mit ihren Gebäuden und die damals leeren Straßen, in denen Autos eine Seltenheit waren. Fußgänger, Radler oder Kinder mit Rollern, Dreirad und Mädchen mit ihren Puppenwagen kamen im Film vor. So manche Erinnerungen an die eigene Kindheit oder an Erzählungen der Eltern wurden bei den Besuchern der Veranstaltung geweckt, die den nostalgischen Blick in vergangene Zeiten am Schluss mit reichem Beifall belohnten.
Vorstandsbeisitzer Wolfgang Hackl bedankte sich in Vertretung des 1. und 2. Vorstandes bei Herrn Schalper für seine Bereitschaft die einzigartigen Filmdokumente zu zeigen und auch situationsentsprechend zu kommentieren. Sein Dank galt ebenso Museumsleiterin Friederike Haber, MA, die kurzfristig die Umstellung organisierte und die Steuerung der DVD-- Wiedergabe begleitend zum Kommentar übernahm. Beide erhielten als kleines Dankeschön eine Geschenkpackung mit notwendigen, immunstärkenden Säften in den gegenwärtigen Erkältungszeiten.
Text: Wolfgang Hackl

Bildausschnitt der Filmvorführung im Krippenmuseum. Rechts im Bild kommentiert Johann Schalper die Szenen aus den Filmbeiträgen.
Foto von Wolfgang Hackl
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Hochzeit zu Kana –
Vortrag Markus Fischer
03. 02. 2025 Förderkreis Mindelheimer Museen
Gut 30 Zuhörer konnte
Vorstand Ernst Woisetschläger zum Vortrag von Markus Fischer in der
Jesuitenkirche begrüßen. Er dankte dem stellvertretenden Museumsleiter für
seine Bereitschaft die restaurierte Jesuitenkrippe mit der neu gestalteten
Szene der Hochzeit zu Kana den interessierten Besuchern zu erklären. (Bild 1).
Markus Fischer ging
eingangs auf das 1618 revolutionäre
Konzept der Jesuiten ein, die Heilsgeschichte des neuen Testaments mit Hilfe
von aufgestellten Figuren in szenenhafter Weise darzustellen. Nach und nach
kamen so bis zu 250 Figuren hinzu, von denen aber nur noch etwa 85 die wechselhaften
Zeiten der vier Jahrhunderte überdauert haben. Er berichtete aus der Historie,
dass die Obrigkeit zeitweise sogar befürchtete, dass die Leute nur noch zum
Schauen in die Kirche gehen würden. Von 1804 bis 1825 gab es sogar ein Verbot
der Krippenaufstellung. Manche Mesner betrachteten später die Krippe als ihr
Eigentum und wollten die Figuren sogar verkaufen. Glücklicherweise kam es
jedoch nicht dazu.
Einzelnen Berichten
zufolge sollen sogar10 bis 12 Szenen präsentiert worden sein. Mit den Jahren verlor
die Krippe allerdings an Umfang und Bedeutung, obwohl sie bis in die 50er Jahre
immer wieder aufgestellt wurde. Vieles an den Figuren wurde durch Pappmaché – Masse ersetzt und es wurden
einfachere Materialien verwendet.
Erst in den 70er Jahren
wurde die Krippe durch die Familie Hirle wiederbelebt. Der Schwerpunkt lag
dabei auf Reparatur der kaputten Elemente. Es erfolgte keine umfassende Restaurierung
betonte Fischer- Als Beispiel zeigte er einen einfachen Unterbau der Figuren,
bestehend aus einer Bodenplatte und einem Stock und 2 Füßen mit Sandalen. (Bild 2)
Bei anspruchsvolleren Restaurationen
wurden im 18. Und 19. Jahrhundert sogar hölzerne Gliederpuppen mit beweglichen
Armen und Beinen für die Figuren verwendet. Auch hier konnte Markus Fischer ein
Beispielexemplar zeigen. ( Bild 3). An
einem noch nicht restaurierten Soldaten demonstrierte Markus Fischer den
Unterschied zwischen den alten und den „neuen“ Figuren.
Nach der mühevollen und
dankenswerten Wiederherstellung der Krippenfiguren und ihrer Bekleidung durch
die Familie Hirle wurde die Krippe in einer Simultandarstellung gezeigt. Alle
Figuren wurden um die zentrale Gruppe der heiligen Familie gleichzeitig als
Abendland mit schwäbischen Trachten und als Hirten auf der einen Seite und als
Orient mit den prunkvoll gekleideten Königen mit ihrem Gefolge auf der anderen
Seite an der Südwand der Kirche auf verschieden hohen Podesten aufgebaut. Diese
Aufstellung mit den noch verbliebenen Figuren wurde beibehalten bis 2020.
Danach erfolgte die
vollständige Restaurierung der Figuren durch den Diplom-Restaurator Ernst
Striebel. Nach erhaltenen historischen
Fotos von 1917 und 1941 schuf Markus
Fischer zusammen mit Ernst Striebel die neuen Kulissen nach diesen Vorbildern.
Fischer wies auf die einfachere Konstruktion der Kulissenteile in
Leichtbauweise hin. Alle Teile sind durch ein Stecksystem verbunden, wobei die
einzelnen Elemente problemlos von einer Person transportiert werden können. Die
Aufstellung erfolgt nun auch nach dem neuen „alten“ Konzept in einzelnen
Szenen, das schon bei den Jesuiten von Anfang an galt. Nach der
Verkündigungsszene am 1. Advent und einer zunehmenden Zahl an Hirten und
Schafen folgt am 2. Advent die Herbergssuche. Die Szene der Geburt Christi wird
an Weihnachten aufgestellt, gefolgt von der Anbetung der Könige am 6. Januar,
wo dann alle Figuren zu sehen sind.
Neu hinzu gekommen
ist in diesem Jahr die Hochzeit zu Kana,
die dank einer großzügigen Spende des Freundeskreises Alt – Mindelheim
verwirklicht werden konnte. Neue Kulissen mit Säulen und einer großen
Frontblende – ebenfalls in aufbaufreundlicher Leichtbauweise mit Stecksystem - rahmen
eine Hochzeitsgesellschaft ein. Im Vordergrund Maria und Jesus vor einer Reihe
von Tonkrügen. (Bild 4).
Viele Figuren die vorher
in der anderen Krippenszene standen, zogen um in die neue Umgebung. Auf der
rechten Seite Frauen in historischen schwäbischen Kostümen und der Wirt mit der
weißen Schürze - schon bekannt aus der
Herbergssuche – auf der anderen Seite die Hirtenmusikanten mit Dudelsack, Horn
und Schalmei. (Bild 5). Die Aufstellung genau gegenüber der Eingangstüre ist
bewusst so gewählt worden um dem Besucher sofort ins Auge zu fallen.
Während die Hauptkrippe
am folgenden Tag abgebaut wird, soll die Hochzeit zu Kana noch einige Zeit
stehen bleiben.
Reicher Beifall belohnte
den Referenten, der alle Besucher nach der kalten Kirche noch zu einem
wärmenden Umtrunk in die Cafeteria einlud. Die Museumsleiterin Friederike Haber
begrüßte ebenfalls die Teilnehmer, die dankbar den vom Museumsteam vorbereiteten
heißen Kaffee genossen.
Text von Wolfgang Hackl,
ebenso die Fotos 1, 2, 4 und 5.
Bild 3 von Katarina
Sadzio.


Bild 1: Begrüßung durch Vorstand Ernst
Woisetschläger
Bild 2: Fußgestell einer Figur
Bild 3: Hölzerne Gliederpuppe
(Foto von Katarina
Sadzio)


Bild 4:
Hochzeit zu Kana mit großer Kulisse
Bild 5: Ausschnitt der Hochzeitsgesellschaft.



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Vortrag im
Krippenmuseum von Friederike
Haber über 2 neue Krippen.
20.01.2025
Die Museumsleiterin
Friederike Haber eröffnete mit einem Vortrag im Krippenmuseum die
Veranstaltungsreihe 2025 des Förderkreises Mindelheimer Museen. Im Mittelpunkt
standen die beiden neu erworbenen umfangreichen Krippen, die dank der
Finanzierung des Förderkreises zu einem „Schnäppchenpreis“ von je 1000 €
erworben werden konnten.
Gleich zu Anfang stellte
Frau Haber den theologisch bedeutsamen Zusammenhang zwischen Adam und Eva mit
der Erbsünde und der späteren Erlösung davon durch die Geburt und den späteren
Kreuzestod Christi heraus. Ganz bewusst wurde diese Gegenüberstellung im
Eingangsbereich des Schwäbischen Krippenmuseums platziert.


Adam und
Eva der Kloster Wald Krippe
Madonna
mit Kind (Leihgabe
der Sparkassenstiftung

Zahlreiche Mitglieder
waren der Einladung des Förderkreises zum Vortrag gefolgt, wie der 1. Vorstand
Ernst Woisetschläger in seiner Begrüßung mit Freude feststellen konnte.
Im ersten größeren
Ausstellungsraum war die Krippe der Familie Nehmer aus Brunnstetten bei
Augsburg zu sehen. Ein Teil der Figuren war auf den Tischen ausgebreitet,
während noch zahllose weitere Figuren in den vielen Kisten eingelagert sind.
Eine wahrhafte Mammutaufgabe für das Museumsteam von Friederike Haber und dem
stellvertretenden Museumsleiter und Kreisheimatpfleger Markus Fischer, da alle
Teile für das Museum registriert, fotografiert und dokumentiert werden müssen.


Ausgewählte
Figuren auf den Tischen und noch weitere unzählige Teile in den seitlich
abgestellten 6 Kisten.

Den Besuchern wurde damit auch erst eindrücklich bewusst, wie viel Arbeit hinter den Szenen und Figuren des Krippenmuseums steckt, die zudem in einem durchdachten Präsentationsplan angeordnet sind.
Interessant ist es auch die Entwicklung der Krippenkultur zu verfolgen vom heimischen Bäckermeister Lorenz Fackler, dem 3 Vitrinen mit Krippen und Figuren gewidmet sind, bis zu den Arbeiten von Josef Wiegel.
Zwischendurch erklärte Markus Fischer den inneren Aufbau der meisten Krippenfiguren vom Standfuß über das Drahtgerüst an das dann Hände, Füße und der Kopf einfach aufgesteckt werden können. Somit sind auch wechselnde Körperhaltungen gut möglich. Für die Kleidung
reichen dann übrige kleine Teile von einfachen oder auch wertvolleren Stoffen.
Eine ganz andere Machart
weisen die sogenannten „Bachenen“ Krippenfiguren auf, die – meist aus Ton
gefertigt – im Herdbackofen gebrannt wurden. Ein einem der hinteren größeren
Räume des Museums wurden diese Krippenfiguren aufgelegt, die zu einer Krippe
aus dem sogenannten schwäbischen „Krippenparadies“ gehören. Damit wird der Bereich
um die Ortschaften Ichenhausen, Wettenhausen, Wattenweiler und noch einige
andere Orte bezeichnet, in dem viele Krippenschnitzer lebten. Ging es diesen hauptsächlich um ein mehr oder
weniger aufwendiges Hobby, war es für Josef Wiegel, ein gelernter Maurer, in
den Wintermonaten ohne Arbeit eine Notwendigkeit seine Krippenfiguren zu
verkaufen um seine große Familie
ernähren zu können.
Verschiedene Hintergründe von Krippenaufbauten und
die sogenannten „Bachenen“ präsentierte Friederike Haber den interessierten Besuchern.
Denen hatte es der rustikale Holzkoffer in dem Teile der Fassaden lagen
besonders angetan.
Darin lag auch eine Stoffrolle, auf die ein orientalischer
Hintergrund für eine Krippe aufgemalt war.


Langer
und begeisterter Beifall belohnte Museumsleiterin Friederike Haber und Markus
Fischer für die Präsentation der neu angeschafften Krippen, die eine wertvolle
Ergänzung des Krippenmuseums darstellen. Deren Aufarbeitung bedarf es noch viel
Mühe. Ernst Woisetschläger bedankte sich im Namen des
Förderkreises
für den informativen Vortrag und die große Mühe und Arbeit, die hinter der
Ausstellung der Krippenfiguren steckt. (Text und Fotos von
Wolfgang Hackl)